Die HAZ berichtet am 20. März 2018 über uns.
Die Initiative „Ticket Teilen“ hat ein Projekt für sogenannten solidarischen Nahverkehr ins Leben gerufen. Dabei sollen Besitzer von Monatskarten anderen die kostenlose Mitnahmemöglichkeit anbieten.
Hannover. Unter dem Begriff „Ticket teilen“ haben Aktivisten eine Kampagne gestartet, deren Vorbild aus Berlin stammt. „Wir wollen Solidarität im Alltag ermöglichen und erfahrbar machen, denn trotz Sozialticket können sich viele Menschen Bus- und Bahnfahren nur selten leisten. Das gilt auch für Geflüchtete“, erklären sie. Mit dieser Argumentation war „Ticket teilen“, inszeniert durch die örtlichen Naturfreunde, vor vier Jahren auch in der Bundeshauptstadt ins Leben gerufen worden und besteht seitdem.
Ansatzpunkt ist die sogenannte Mitnahmeregelung, die in unterschiedlichen Formen fast in jedem Nahverkehrsverbund besteht. Im Großraum Verkehr Hannover (GVH) bezieht sie sich auf Monatskarten mit Ausnahme derjenigen für Schüler und Auszubildende. Alle anderen Besitzer dürfen werktags von 19 Uhr an bis 5 Uhr des Folgetages sowie an Sonnabenden, Sonn- und ein Feiertagen ganztägig bis zu vier Personen kostenlos mitnehmen – einen Erwachsenen und drei Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Die Aktivisten wollen diese Möglichkeit stärker bekannt machen und Nutzer werben. Wer andere gemäß der Beförderungsbedingungen legal und gleichzeitig kostenlos mitnehmen will, soll dies durch einen pinkfarbenen Button – in Berlin ist er gelb – mit der Aufschrift „Ticket teilen“ kenntlich machen und somit ansprechbar sein. Bei Veranstaltungen sowie mit mehrsprachigen Flyern, Plakaten und Aufklebern wollen die Initiatoren, unter ihnen hauptsächlich Studenten, für das Konzept werben.
Um dieses Programm finanzieren zu können, braucht die Gruppe einen Gesamtbetrag von rund 2000 Euro als Stadtbudget. „Einige Zusagen haben wir schon, für den Rest sammeln wir“, teilt sie mit. Unterstützung kommt vom Bürgerbüro Stadtentwicklung, das seine Internetplattform www.hannovermachen.de für eine seit Wochenbeginn laufende Crowdfunding-Aktion zur Verfügung gestellt hat. „Wir halten das für eine gute Idee und sind gespannt, ob es klappt“, sagt Geschäftsführer Oliver Kuklinski.
Weniger begeistert ist man beim GVH, für den der Fahrscheinverkauf die bei weitem wichtigste Einnahmequelle ist. „Wir schreien nicht Hurra“, erklärt Sprecher Tolga Otkun. Die Mitnahmeregelung sei in erster Linie für Freunde und Familienmitglieder der Karteninhaber gedacht und nicht für spontane Zusammenschlüsse. „Juristisch können wir das aber nicht unterbinden“, erläutert Otkun. Bedingung sei, dass sich die Fahrgemeinschaft vor Fahrtantritt zusammenfindet und nicht erst auf Zuruf in der Bahn oder im Bus. Außerdem müsse eine Gruppe während der Fahrt beisammen bleiben.